Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg
Nur wenige Wochen nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs erreichten die ersten französischen Kriegsgefangenen Siegerland und Wittgenstein. Über die großen Kriegsgefangenenlager in Meschede, Gießen und forderten heimische Arbeitgeber die Internierten als Arbeitskräfte an. Franzosen und Gefangene anderer Nationen wurden in kleinen und großen Lagern in der Nähe des Arbeitsplatzes untergebracht oder wohnten auf dem Hof des Landwirts, für den sie arbeiteten. Ihre Behandlung war sehr unterschiedlich und reichte von familiär integriert bis zur Inkaufnahme der Gefahr von Arbeitsunfällen durch den Arbeitgeber.
Waren die Gefangenenzahlen zu Anfang des Krieges noch gering, stiegen sie mit dem zunehmenden Arbeitskräftemangel und der verstärkten Zuweisung in die Arbeitskommandos in der zweiten Kriegshälfte stark an. Die meisten Gefangenen wurden in den Hütten und eisenverarbeitenden Betrieben des Ferndorf- und Siegtals sowie in den Bergwerken eingesetzt. Die größten Gruppen bildeten Russen, Franzosen und Engländer. Ihre Rückführung in die Heimatländer dauerte bis 1919 an.
Die Fotografien sind Teil des umfangreichen fotografischen Nachlasses von Friedrich Wilhelm Bäcker (1858–1940) aus Littfeld. Der Sammlungsbestand „Kriegsgefangene 1. Weltkrieg“ umfasst 84 Glasplattennegative mit Porträtaufnahmen. Die Art der Aufnahmen lässt darauf schließen, dass er von den Kriegsgefangenen mit der Herstellung der Fotografien beauftragt worden ist, die diese dann als Postkarten und Erinnerungsfotos an ihre Verwandten in der Heimat gesendet haben.
Text: Sven Panthöfer
Gruppe von unbekannten Kriegsgefangenen verschiedener Nationen
Das Foto zeigt Kriegsgefangene, die vermutlich auf den Grubenbetrieben in Littfeld und Burgholdinghausen eingesetzt waren. Sie wurden von drei bewaffneten deutschen Soldaten bewacht.
Undatierte Fotografie von Friedrich Wilhelm Bäcker, Littfeld (Privatbesitz)
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Neun Porträtaufnahmen von Kriegsgefangenen verschiedener Nationen
Die Aufnahmen entstanden mit Gefangenen, die vermutlich auf der Grube Victoria bei Littfeld eingesetzt waren. Sie zeigen meist zufriedene Gesichter. Die Porträtierten verfügten über ordentliche Kleider, persönliche Dinge und Rauchwaren. Die Aufnahmen wurden wohl mehrheitlich als Postkarten an die Angehörigen versendet.
Undatierte Fotografien von Friedrich Wilhelm Bäcker, Littfeld (Privatbesitz)